St. Nicolaiheim e.V. - Pädagogische Grundhaltung
16 17 wo es der leistungsberechtigten Person schwerfällt, implizite oder explizite Er- wartungen zu meistern. • Gemeinsam wird versucht, das Pro- blem zu lösen, das das herausfordern- de Verhalten notwendig macht, indem recovery-orientiert alternative Hand- lungsstrategien erarbeitet werden. • Ziel ist es, den pädagogischen Kontext so zu gestalten, dass die leistungsbe- rechtigte Person konstruktive Bewälti- gungsstrategien für herausfordernde Situationen entwickeln kann. • Wird an zu hohen Anforderungen fest- gehalten, kann die Möglichkeit für Erfolgserlebnisse gehemmt und Lern- prozesse können verhindert werden. • Erst wenn die gestellten Anforderungen an den bestehenden Fähigkeiten der leistungsberechtigten Person ausge- richtet werden, ist ein konstruktiver Ent- wicklungs- und Lernkontext möglich. Autonomieprinzip • Grundlegend ist das Prinzip, dass jeder Mensch das Recht hat, weitestmög- lich über sich selbst zu bestimmen, mit dem Bewusstsein, dass es Situationen gibt, in denen aufgrund notwendiger Interventionen oder struktureller Rah- menbedingungen eine Selbstbestim- mung nicht uneingeschränkt möglich ist. • Selbstwirksamkeit und Autonomie er- höht erwiesenermaßen die Motivation und Leistungsbereitschaft und die Be- reitschaft zur Zusammenarbeit maß- geblich. • Das Ziel ist eine höchstmögliche Au- tonomie und Selbstwirksamkeit der leistungsberechtigten Person zu er- reichen. Dies sind wichtige Faktoren, wenn es um die Deeskalation von kri- tischen Episoden geht. Kontrollprinzip • Es gilt die Annahme, dass Menschen ihr Möglichstes versuchen, um die Selbst- kontrolle zu bewahren. Manche Stra- tegien sind gesellschaftlich anerkannt, andere werden negativ bewertet. Grundhaltung • Low Arousal 2 ist eine Weiterentwick- lung des Low-Arousal - Zuganges und unterscheidet sich methodisch in seiner ausgeprägten Recovery-Orientierung. • Verhalten wird als Kommunikation be- trachtet: Herausforderndes Verhalten ist eine Art des Ausdrucks. Statt zu versuchen, das Verhalten zu verändern, wird hinterfragt, warum das Verhalten auftritt. • Die gewählten pädagogischen Metho- den sollen als oberstes Ziel das Affekt- niveau begrenzen und die Wahrung der Selbstkontrolle oder ein schnellstmög- liches Zurückerlangen der Selbstkontrolle ermöglichen. Low Arousal – Grundprinzipien Verantwortungsprinzip • Eine wichtiger Grundaspekt des Zugan- ges ist die Annahme, dass die Person, die Verantwortung übernimmt, hand- lungsaktiv ist. Wenn die Verantwor- tung für herausfordernde Situationen auf die leistungsberechtigte Person / andere übertragen wird, kann die eige- ne Handlungskompetenz geschwächt werden. »Er will einfach nicht mitarbeiten!« »Sie ist einfach stur/unmotiviert/grenz- überschreitend.« »Das ist, weil die Rechtsbetreuung / Elternzusammenarbeit so schwierig ist.« • Analog eines Eisberges entspricht der kleine, sichtbare Teil über Wasser dem gezeigten Verhalten, der weit größere, unsichtbare Teil unter Wasser entspricht den Fähigkeiten / Voraussetzungen und dem Aufeinandertreffen mit Anforde- rungen / Erwartungen. • In der Praxis liegt der pädagogische Fo- kus häufig auf dem herausfordernden Verhalten, das unterlassen werden soll. • Statt das Verhalten auf ein Symptom zu reduzieren, das es zu verändern gilt (Belohnungs- oder Konsequenzpäda- gogik), wird der Fokus darauf gerichtet, Low Arousal 2 4. »Bei dem Low-Arousal-Ansatz geht es darum, eine wertschätzende Umgebung zu schaffen, die durch ruhige und positive Erwartungen gekennzeichnet ist, um Stress und herausforderndes Verhalten zu verringern.« Andy McDonnel
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