St. Nicolaiheim e.V. - Pädagogische Grundhaltung

8 9 Grundhaltung • Eine sogenannte geistige Beeinträchti- gung ist kein rein kognitives Problem, auch die (sozio-)emotionale Entwick- lung kann beeinträchtigt und verzögert sein oder unvollständig verlaufen. Da- durch entstehen unter Umständen um- fassende Verhaltensauffälligkeiten und in der Folge auch psychische Störungen. • Verhaltensauffälligkeiten sind häufig durch emotionale Bedürfnisse auf dem individuellen emotionalen Entwicklungs- stand erklärbar. Das Wissen hierüber liefert veränderte Sichtweisen auf Ver- haltensauffälligkeiten und eröffnet neue Perspektiven des Umgangs. • Herausforderndes Verhalten kann ent- wicklungstypisches Verhalten sein oder aber eine Bewältigungsstrategie bei niedriger emotionaler und sozialer Ent- wicklung. • Die SEED ist ein Instrument, mit dem festgestellt werden kann, welche Be- dürfnisse ein Mensch hat. Dazu werden diese mit der kindlichen Entwicklung ver- glichen. Es ist ein Diagnostikinstrument, das nicht im medizinischen Sinne, son- dern vielmehr als ein »Bedarfsermitt- lungsinstrument« gesehen werden kann, welches die emotionalen Bedürfnisse eines Menschen in den Fokus stellt. • Mit der SEED ist es möglich, emotionale Bedürfnisse zu erkennen, auch wenn diese nonverbal, also auf Verhaltens- ebene, gezeigt werden. Im Rahmen der Gewaltprävention ist die Berücksich- tigung der emotionalen Bedürfnisse grundlegend, denn gelungene Deeska- lation und Prävention sind entwick- lungsabhängig. Skala der emotionalen Entwicklung – Diagnostik (SEED) 2. »Das Wissen über die emotionalen Bedürfnisse unserer Klient:innen ist Voraussetzung für die Gestaltung einer Beziehung zu ihnen.« Sabine Zepperitz, Autorin u. a. Diagnostik-Manual SEED Wie viel Fürsorge braucht der Mensch? Wie viel Selbstbestimmung kann er aushalten? Fürsorge Selbst- bestimmung Ansatz der SEED • Mit der SEED wird in einem 5-Phasen- Modell die emotionale Entwicklung mit einem Referenzalter von Geburt bis zum 12. Lebensjahr dargestellt. In jeder der fünf Phasen werden emotionale Bedürf- nisse beschrieben, die zu entwicklungs- typischen Verhaltensweisen führen kön- nen > Siehe Grafik auf Seite 11. • Grundsätzlich gilt die Annahme, dass die Entwicklung eines jeden Menschen nach einem festen Ablauf geschieht, der sich auf die emotionale, soziale sowie kognitive Entwicklung bezieht. Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung können von diesem Ablauf deutlich ab- weichen, indem die Entwicklungen ver- zögert oder unvollständig sein können. Dieses kann zu herausforderndem Ver- halten bis hin zu psychischen Erkran- kungen führen. • Durch präzise Zuordnung in bestimmte Entwicklungsstufen können einzelne Entwicklungsbereiche gezielt gefördert und das Vorkommen von herausfor- dernden Verhaltensweisen der jewei- ligen Person minimiert werden. Das Wissen über emotionale Bedürfnisse wird als Voraussetzung angesehen, um professionelle Nähe herzustellen. Abb.: St. Nicolaiheim e.V.

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