St. Nicolaiheim Sundsacker e.V. - Trauerkonzeption
12 13 Die fünf »Stadien des Sterbens« können so zusammengefasst werden: 1 4 5 2 3 Elisabeth Kübler-Ross hat in ihrem Buch »Interviews mit Sterbenden« fünf »Stadien des Sterbens« formuliert und beschrieben. Diese Stadien bieten einen Wegweiser, um ver- schiedene Phasen, die ein sterbender Mensch durchleben kann, zu verstehen. Sie sind nicht absolut; nicht jede:r erlebt jedes Stadium in je gleicher Intensität, in dieser Reihen- folge oder gar mit vorhersehbarem Tempo. Sterben ist nicht ein einziger Schritt, sondern ein langer Weg mit vielen Stationen. Verweigerung – »Nein, ich nicht!« »Das ist doch unmöglich!« – Eine typische Reaktion, wenn Menschen erfahren, dass sie bald sterben werden. Verweigerung, sagt Kübler-Ross, ist wichtig und notwendig. Dieses Stadium trägt dazu bei, die Erkenntnis für das Bewusstsein zu lindern, dass der eigene Tod nun unvermeidbar ist. Zorn und Ärger – »Warum ich?« »Womit habe ich das verdient?« – Die Tatsache, dass andere Menschen gesund sind und am Leben bleiben, während man selbst sterben muss, stößt sterbende Menschen ab. Gott ist ein besonderes Ziel für diesen Zorn, da er als derjenige angesehen wird, der scheinbar willkürlich das Todesurteil verhängt. Zorn und Ärger sind nicht nur erlaubt, sondern unvermeidlich. Verhandeln – »Ja, ich, aber ...« Die sterbenden Menschen akzeptieren die Tatsache ihres Todes, versuchen aber, über mehr Zeit zu verhandeln. Meistens verhandeln sie mit Gott – »sogar jene Menschen, die niemals zuvor mit Gott gesprochen haben«. Sie versprechen, gut zu sein oder im Tausch für noch eine Woche oder einen Monat oder ein Jahr mehr Leben etwas zu tun. Depression – »Ja, ich!« Anfangs trauert der sterbende Mensch um zurückliegende Verluste, Dinge, die er nicht getan hat, Fehler, die er begangen hat. Aber dann tritt er in ein Stadium der »vorberei- tenden Trauer« ein und bereitet sich auf die Ankunft des Todes vor. Er wird in der Stille reifer und möchte keine Besucher. »Wenn ein sterbender Patient niemanden mehr sehen möchte«, so Kübler-Ross, »dann ist das ein Zeichen dafur, dass er seine nicht beendete Beziehung zu dir beendet hat, und das ist ein Segen. Sie/er kann nun in Frieden die Dinge gehen lassen.« Hinnahme – »Meine Zeit wird nun sehr kurz, und das ist in Ordnung so.« Kübler-Ross beschreibt dieses endgültige Stadium als »nicht ein glückliches Stadium, aber auch kein unglückliches. Es ist ohne Gefühle, aber es ist keine Resignation, es ist vielmehr ein Sieg.« Das Wissen darum ist bei der Begleitung Sterbender hilfreich. Es kann uns eine Verste- henshilfe dafür sein, warum ein sterbender Mensch sich so verhält, wie er es gerade tut.
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