St. Nicolaiheim Sundsacker e.V. - Trauerkonzeption

14 15 1.4 _ Anzeichen des nahenden Todes und angemessene Reaktionen Gehen Sie davon aus, dass der sterbende Mensch alles wahrnimmt und hört, was gesagt wird! Durch einen veränderten Stoffwechsel können auch Orientierungs- losigkeit und Schwierigkeiten im Erkennen von Personen, Zeit und Ort hervorgerufen werden. Bleiben Sie ruhig und sicher und für den sterbenden Menschen gegenwärtig. Neh- men Sie körperlich und verbal Kontakt auf. Sagen Sie dem Menschen, wer Sie sind, wer er selber ist und nennen Sie auch die Namen weiterer anwesender Personen. Für Personen, die Sterbenden nahestehen, kann es befremdlich und schmerzlich sein, von ihnen nicht mehr erkannt zu werden – das ist aber meistens kein Zeichen von Ab- lehnung, sondern ein Zeichen dafür, dass sie den Bezug zu uns verliert. Sie sehen und sprechen vielleicht zu Menschen, die schon längst verstorben sind, werden von ihnen »besucht«, möglicherweise auch »abgeholt«. Versuchen Sie nicht, einem sterbenden Menschen seine Erlebnisse auszureden oder als Hirngespinste abzutun, sondern nehmen Sie Anteil an seinem Erleben und hören ihm aufmerksam zu. So erfahren Sie etwas von seiner Welt. Pflegetätigkeiten sollten nur insoweit durchgeführt werden, wie es notwendig ist und der sterbende Mensch sie erlaubt. Der nahende Tod kann sich durch viele Anzeichen ankündigen: • Die Körperextremitäten fühlen sich kalt an und können aufgrund schlech- ter Durchblutung bläulich anlaufen. Der sterbende Mensch klagt vielleicht über Kältegefühle. • Die Gesichtshaut ist blass , Wangen und Augen sind eingefallen und die Nase tritt »spitz« hervor. • Die Schlafdauer nimmt möglicher- weise zu , und aufgrund der Verände- rungen im Stoffwechsel kann das Auf- wachen schwerfallen. Der sterbende Mensch hat bildlich gesprochen schon einen Fuß in der anderen Welt. • Die Augen sind offen oder halb offen , aber sehen nicht wirklich. Es ist vielmehr so, als ob sie in die Ferne schauen, in eine andere »Welt« hinein. • Das Bedürfnis nach Essen und Trin- ken verringert sich , der Körper wird schwächer und beginnt, sparsam mit Energie umzugehen. Drängen Sie einem sterbenden Men- schen weder Essen noch Trinken auf. Gehen Sie, soweit möglich, auf seine Wünsche ein. • Sterbende verlieren vielleicht die Kontrolle über Urin- und Darmaus- scheidung , wenn sich die Muskeln in diesem Bereich entspannen. Aufgrund der nachlassenden Tätigkeit der Nieren kann der Urin dunkel und weniger wer- den. Auch der sogenannte Teerstuhl kann auftreten. Unterstützen Sie bei Bedarf einfühlsam und mit körperlicher und verbaler Rückmeldung die Hygiene. • Es kann ein besonderer Geruch von sterbenden Menschen ausgehen. Bei Krebskrankheiten kann dies manchmal schon lange vor dem Tod sein. • Motorische Unruhe , ziellose Hand- und Beinbewegungen sowie Halluzina- tionen können auftreten, die teilweise auf verminderter Sauerstoffaufnahme des Gehirns und verändertem Stoff- wechsel des Körpers beruhen. • Auch eine Veränderung der Atmung kann eintreten, die sich durch unge- wöhnliche Atemgeräusche wie Rasseln, Gurgeln und längere Atempausen zwi- schen den Atemzügen bemerkbar macht. Lagern Sie den sterbenden Menschen sanft zur Seite, stützen Sie den Rücken mit Kissen (Sitzhaltung) und legen Sie etwas unter das Kinn, um Sekrete auf- zufangen, oder geben Sie ein Kissen unter den Kopf, damit er höher liegt. Frische (zugfreie) Luft, aber auch feuch- te Tücher auf einem warmen Heizkörper können manchmal erleichternd wirken. • Die Haut der Körperunterseite , die Füße, Hände und Knie verfärben sich dunkler . • Mundtrockenheit bei Sterbenden kann durch Medikamente und/oder durch die typische Mundatmung verursacht sein. Daher ist gerade bei Sterbenden eine sehr intensive Mundpflege und kreative Munderfrischung angebracht. • Vor dem Tod gibt es manchmal ein letztes »Aufblühen« aller Kraft in dem sterbenden Menschen. Er ist ganz wach und klar und nimmt Anteil am Leben. Manche Menschen fallen in den letzten Tagen in ein Koma. Aus Befragungen von Menschen, die klinisch tot waren und wie- derbelebt wurden, weiß man, dass der Mensch, auch wenn er von außen gesehen nicht bei Bewusstsein ist, alles hört. Der Hörsinn ist der letzte Sinn, der schwindet. Sie sollten also in Gegenwart eines Menschen, der sich im Koma befindet, so reden, wie Sie mit ihm reden wür- den, wenn er bei Bewusstsein wäre.

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