Wohngruppe "Achterbahn"
Das Haus Achterbahn mit seinen zwei Wohngruppen gehört zum Einrichtungstyp „Stationäre heilpädagogische Einrichtung für Kinder und Jugendliche mit besonderem Hilfebedarf“. Es ist für 15 Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 18 Jahren konzipiert und steht in Süderbrarup. Die großzügigen Räumlichkeiten liegen zu ebener Erde, sind rollstuhlgerecht, verfügen über Einzelzimmer mit Duschbädern, einem Pflegebad, zwei Wohn- und drei Essbereichen, zwei Teeküchen und einem Multifunktionsraum. Das Haus ist in zwei Wohneinheiten, je eine Gruppe mit 10 und 5 Kindern bzw. Jugendlichen, unterteilt. In der kleinen Gruppe wird ein sehr begrenztes, überschaubares und reizarmes Umfeld angeboten, während die größere Gruppe den Kindern einen erweiterten Bewegungsradius und ein größeres Betätigungsfeld ermöglicht. Das Haus ist auf die Bedürfnisse der Kinder, die auf Rollstühle angewiesen sind, zugeschnitten. Für Kinder mit einem verschobenen Tag-Nacht-Rhythmus oder einem anderen nächtlichen Versorgungsbedarf steht eine Nachtwache bereit.
Das Haus Achterbahn liegt ca. 500 Meter fußläufig vom Ortskern Süderbrarup entfernt. Die Ostsee und die Schlei sind ganz in der Nähe. Die Gemeinde verfügt über eine sehr gute Infrastruktur – dazu gehört auch die Verkehrsanbindung an Bus und Bahn.
Das Haus ist eingebettet in ein großes, abgeschlossenes, den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen entsprechend gestaltetes Außengelände, um ihnen die Möglichkeit eines selbstbestimmten Aufenthalts und gleichzeitig den Schutz vor eigengefährdendem Weglaufverhalten zu bieten.
Das Haus Achterbahn bietet fünfzehn Kindern und Jugendlichen mit komplexer Beeinträchtigung ein zweites Zuhause. Einige von ihnen sind auch auf den Rollstuhl und alle Bewohnende auf einen sehr hohen Unterstützungs- und Pflegebedarf angewiesen. Bei Verhaltensauffälligkeiten im Grenzbereich zur Notwendigkeit der psychiatrischen Unterbringung benötigen sie einen empathischen Umgang sowie die konsequente Vermittlung von verlässlichen Strukturen. – Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie Schleswig.
Den Kindern und Jugendlichen wird ein familienähnliches Lebensumfeld sowie ein überschaubares, persönlichkeitsstärkendes und annehmendes Zuhause geboten, in dem sie eine individuelle Förderung erhalten. In einem beschützenden Rahmen erfahren sie Sicherheit, Orientierung, Stabilität und Verlässlichkeit, d. h. jenen Beistand, den sie im Hinblick auf ihre individuellen Entwicklungsschritte zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft benötigen.
Ein besonderes Merkmal des Hauses Achterbahn ist, dass die Kinder und Jugendlichen in ihrem Rahmen und nach ihren Möglichkeiten lernen, sich eigenaktiv zu bewegen. So nutzen sie selbstbestimmt ihre Rollstühle und laufunterstützenden Fahrzeuge, fahren mit Drei-, Lauf- oder Fahrrädern und werden so unabhängiger von der Unterstützung des pädagogischen Teams. In den Fluren des Hauses sind Geländer in unterschiedlicher Höhe angebracht, um die Kinder beim eigenständigen Laufenlernen zu unterstützen, ohne sie zu überfordern. Ein Physiotherapeut behandelt seine Patienten in der Wohngruppe, um die baulichen Ressourcen zu nutzen und gleichzeitig eng mit dem pädagogischen Team zusammenzuarbeiten.
Der Schwerpunkt der heilpädagogischen Arbeit liegt in der Erweiterung der Sozial- und Handlungskompetenz der Kinder und Jugendlichen, der Ausweitung ihres Aktionsradius´ und der Unterstützung in der Entwicklung einer eigenständigen und gefestigten Persönlichkeit. Die Entwicklungsförderung der Kinder und Jugendlichen orientiert sich an den Ressourcen der oder des Einzelnen. Sie ist aufgegliedert in die Bereiche Wahrnehmung, Bewegung, Sprache, Kognition, emotional-soziales Verhalten und die Förderung im lebenspraktischen Bereich.
Die Wahrnehmungskanäle – somatisch, vestibulär, oral, olfaktorisch und gustatorisch, propriozeptiv, taktil, auditiv und visuell – werden durch zahlreiche Reize aus Ansätzen der
- sensorischen Integration
- unterstützten Kommunikation
- basalen Stimulation
- Psychomotorik
- Rhythmik/Musik
- Schwimmkurse und Wassergewöhnung
gefördert.
Die Übernahme von kleinen Hausämtern und die Zubereitung kleiner Mahlzeiten in einer Kochgruppe ermöglicht den Kindern und Jugendlichen, regelmäßig benötigte Fertigkeiten zu erlernen und somit ihre Selbstkompetenz zu erhöhen. Sie erreichen dadurch in ihrem Rahmen eine höchstmögliche Selbständigkeit.
Die Kinder sind regelmäßig an Kinderteams beteiligt. Dort bringen sie Wünsche vor, sprechen Konflikte an und arbeiten an der Gestaltung der Hausregeln mit. Ein Protokoll in einfacher Sprache, bei Bedarf auch unter Zuhilfenahme von Piktogrammen, Fotos oder gemalten Bildern, macht den Beteiligten auch später noch den Inhalt der Besprechung zugänglich.
Selbstverständlich werden die Eltern in die Belange der Kinder mit einbezogen.
Das Wohngruppenteam setzt sich aus Heilerziehungspfleger:innen, Erzieher:innen, Heilpädagog:innen, Kranken- und Gesundheitspfleger:innen und anderen fachlichen Professionen zusammen. Es gibt eine Nachtwache und eine Nachtbereitschaft.
Den Kindern und Jugendlichen steht ganz individuell jeweils ein:e Mitarbeitende:r als Bezugsbetreuung zur Seite, der die jeweiligen Interessen mit besonderer Empathie und Sorgfalt wahrnimmt. Die Bezugsbetreuung zeichnet verantwortlich für alle individuellen Aufgaben des Bezugskindes.
Das Haus Achterbahn stellt ein zweites Zuhause für die Kinder und Jugendlichen dar, in dem sie zur weitestmöglichen Selbstständigkeit gefördert werden. In diesem Zusammenhang wird der individuell sehr unterschiedlich gestalteten Zusammenarbeit mit den Eltern bzw. Angehörigen der Kinder und Jugendlichen einen wichtigen Stellenwert eingeräumt.