Wohneinrichtung "Lindenhof"
Das Haus Lindenhof ist eine Wohneinrichtung des St. Nicolaiheims e. V. für erwachsene Menschen, die aufgrund ihrer kognitiven und körperlichen Beeinträchtigungen sowie ihren Verhaltensauffälligkeiten und -herausforderungen einen außerordentlich hohen Hilfebedarf aufweisen.
Die Einrichtung befindet sich in der Ortschaft Winnemark im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Die Gemeinde liegt im nördlichen Schwansen direkt an der Schlei, dem Meeresarm der Ostsee, der von Kappeln bis Schleswig die beiden Landschaftsbereiche Angeln und Schwansen voneinander trennt. Die Gemeinde grenzt im Süden an die Gemeinde Thumby, im Osten an die Gemeinde Dörphof, im Nordosten an Karby und im Norden an das Stadtgebiet von Kappeln. Eine Schleifähre verbindet Winnemark mit Arnis.
In jeder der drei Wohngruppen leben zehn Bewohner:innen. Die Räume der Wohngruppen sind jeweils aufgeteilt in Küchen und einen barrierearmen Sanitärbereich, Wirtschaftsräume, Wohn- und Schlafräume der Bewohner:innen (Ein- und Zweibettzimmer) und jeweils einen großen Aufenthalts- und Speiseraum. Alle Wohngruppen sind miteinander verbunden, verfügen aber über separate Eingänge. In weiteren Gebäuden auf dem Gelände, die über Wege in den Außenanlagen leicht zu erreichen sind, aber baulich keine Verbindung zu den Wohngruppen haben, finden die täglichen Förderungen im Rahmen der Tagesstrukturierung statt. Diese Gebäude sind ebenfalls mit barrierearmen Sanitärräumen und Küchen und zusätzlich mit Funktionsräumen ausgestattet: z. B. zum kreativen Handeln und Gestalten, für basale Stimulation und Krankengymnastik, zum Rückzug und zu Entspannungsübungen.
Alle 30 leistungsberechtigten Personen sind kognitiv und körperlich erheblich eingeschränkt; manche von ihnen leiden zusätzlich an Epilepsie oder Blindheit. Einige Bewohner:innen zeigen Auffälligkeiten und Herausforderungen im Verhaltensbereich. Die Bewohner:innen des Lindenhofes sind volljährig und können aufgrund des Ausmaßes ihrer Beeinträchtigung nicht an den inklusiven Arbeitsangeboten der WfbM teilnehmen. Zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft wird oft eine Betreuung im 1:1-Verhältnis benötigt.
Die Mehrzahl der leistungsberechtigten Personen ist – auch und gerade wenn es um die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft geht – auf diverse Hilfsmittel angewiesen. Nicht selten nutzt der oder die Einzelne bis zu fünf oder mehr unterschiedliche Hilfsmittel (z. B. Rollstuhl, Gehwagen, Stehständer, Orthese(n), Helm(e), Lagerungs- und Positionierungshilfen, orthopädische Schuhe u. v. m.), die permanent individuell gewartet, repariert und modifiziert bzw. angepasst werden müssen.
Die Orientierung an einem möglichst "normalen" Tagesablauf versinnbildlicht den Leitgedanken der pädagogischen Arbeit. Ziel ist es, das Leben von erwachsenen Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen in allen Phasen mit größtmöglicher Teilhabe zu gestalten. Die individuelle Ausgestaltung bezieht sich auf folgende Bereiche:
- Geregelter Tages- und Jahresrhythmus
- Trennung der Lebensbereiche Arbeit, Wohnen und Freizeit
- Gestaltung eines Lebenslaufes, der individuelle Teilhabe umfasst
- Teilhabe am Leben der Gemeinschaft und der Gesellschaft
- Individuelle Ausstattung und Gestaltung des Wohnbereiches
- Respektieren der Rechte, Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner:innen
Im Tagesablauf lassen sich diese Aspekte durch die Vorgabe einer überschaubaren Struktur in Form der modularen Förderangebote erreichen. Die einzelnen Förderangebote richten sich nach den individuellen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Wünschen der betreuten Menschen. Der Rahmen der modularen Tagesstruktur ermöglicht den Bewohner:innen über den gesamten Tag verteilt, gezielt in einer kleinen Gruppe mit eine intensive Förderung zu erhalten. So sollen die leistungsberechtigten Personen einen verlässlichen und strukturierten Tagesablauf erfahren, in der Gemeinschaft tätig sein, Angebote inner- und außerhalb des Lindenhofgeländes erleben und emotionale Zufriedenheit erlangen.
Auch in den Wohngruppen werden den Bewohner:innen im wiederkehrenden Rhythmus vielfältige Aktivitäten angeboten. Der wöchentliche Aktivitätenplan orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen und Interessen der Bewohner:innen und berücksichtigt ihre kognitiven und motorischen Besonderheiten und Kompetenzen. So entsteht eine breite Palette an Angeboten, die durch die Mitarbeitenden geplant und eng betreut werden. Neben einer Reihe von innerbetrieblichen Angeboten wie Kreativ- und Musik-AG, Disco, Andachten stehen den Bewohner:innen auch erlebnisreiche Außenaktivitäten zur Verfügung. Dazu zählen insbesondere solche Maßnahmen, die eine regelmäßige Teilnahme am Leben in der Gesellschaft ermöglichen wie z. B. Stadt- und Einkaufsbummel, Bekleidungseinkäufe, Friseur-, Café- und Restaurantbesuche sowie Ausflüge und Besuche von öffentlichen Veranstaltungen und Einrichtungen.
Eine besondere Bedeutung haben die Ferienfreizeiten, die jährlich stattfinden und den leistungsberechtigten Personen einerseits für einige Tage eine besondere Form des gemeinsamen Zusammenlebens mit dem pädagogischen Team und den anderen Mitbewohner:innen bieten, und ihnen andererseits auch viele neue Eindrücke und Erlebnisse vermitteln. Diese Ferienfreizeiten werden von den Mitarbeitenden sorgfältig geplant und durchgeführt. Sie finden an unterschiedlichen Orten sowie in vielfältigen Ausgestaltungen statt, wie z. B. mehrtägige Fahrradtouren, Städtereisen, Bus-, Zug- und Flugreisen, Aufenthalte in Ferienhäusern und anderes.
Für dreißig erwachsene Menschen mit umfassenden Beeinträchtigungen ist der Lindenhof ein Zuhause. Er bietet ihnen die notwendige Sicherheit und Geborgenheit und schafft gleichzeitig Platz für die Entfaltung eigener Interessen, Vorlieben und Talente.
Ziel des Eingliederungsauftrages ist es, die Selbstbestimmung der Menschen weiter zu erhöhen, ihre Ressourcen zu erkennen und zu fördern sowie ihnen ein erfülltes und weitgehend autonomes Leben im Kontext einer Gemeinschaftseinrichtung zu ermöglichen.